Romane schreiben mit NaNoWriMo
NaNoWriMo – Ein Roman in einem Monat!
Im November findet wieder NaNoWriMo statt, der National Novel Writing Month. Wer schon immer mal einen Roman schreiben wollte, hat jetzt einen festen Termin im Kalender: Am 01. November geht es los!
Mehrere meiner eigenen Romane sind als NaNo-Projekte entstanden und – zum Teil erst Jahre später – schließlich als E-Books erschienen. Deshalb habe ich eine ziemliche Routine darin entwickelt, einen Roman schnell zu schreiben.
Wer von NaNo noch nichts gehört hat, kann sich die Webseite NaNoWriMo.org ansehen oder bei Wikipedia nachlesen. Jedes Jahr machen Hundertausende weltweit mit, darunter auch viele Tausend Deutsche.
Für alle, die noch nie mitgemacht haben oder früher einmal bei NaNo gescheitert sind, hier ein paar Tipps:
Was soll man schreiben?
Man sollte nicht versuchen, bei NaNoWriMo den Roman zu schreiben, der einem schon seit Jahren auf der Seele liegt. Es ist besser, mit einer frischen, neuen Idee zu starten. Am besten, man überlegt, welche Bücher / Schriftsteller einem besonders gut gefallen. In welchem Genre kennt man sich gut aus?
Den Anspruch an sich selbst, ein Meisterwerk zu verfassen, sollte man gleich fallenlassen. Es geht um einen kurzen Roman von 200-250 Seiten, mehr nicht. Einfach mal zum Ausprobieren, ob man es kann.
Außerdem sollte sich auch die Planung nicht in die Länge ziehen. Tipps dazu folgen gleich. Einen kurzen Roman an einem Wochenende zu planen, ist kein Problem! Es lohnt sich nicht, mehr Zeit zu investieren, denn beim Schreiben kommt sowieso vieles anders, als man denkt.
Also bitte keinen unnötigen Druck aufbauen. Es geht bei NaNoWriMo auch nicht darum, das Werk zu verfassen, mit dem man reich und berühmt werden kann. Das Ziel ist es, einen kurzen, aber abgeschlossenen Roman zu schreiben. Das Wort ENDE unter der letzten Zeile ist das wichtigste Wort im ganzen Manuskript!
Handwerkszeug
Braucht man besondere Software? Nein! Jede Textverarbeitung ist gut genug, um damit einen Roman zu schreiben. Wer gerne systematisch arbeitet, kann für die Planung auch Karteikarten verwenden, um z.B. für jedes Kapitel, jede Figur und jeden Ort eine Karte mit Infos anzulegen.
Wer Geld für professionelle Software ausgeben will, sollte sich folgende Programme mal ansehen:
Scrivener – das Allround-Genie unter den Schreibprogrammen. Man kann Romane strukturieren, Recherchedaten sammeln, die eigene Arbeit organisieren usw. Die Windows-Version hat allerdings noch nicht so viele Funktionen wie die Mac-Version.
Papyrus – hat ebenfalls jede Menge Funktionen, die das Planen und Schreiben unterstützen. Besonders hervorzuheben sind die Stilanalyse und die integrierte Duden-Rechtschreibung.
Den Roman planen
- Die erste Idee notieren: Das kann ein einzelnes Wort sein, eine Szene, eine Figur oder auch nur ein Titel, der einem spontan einfällt.
- Die Idee in einem Satz aufschreiben. Nehmen wir als Beispiel einen Fantasy-Roman: „Ein Junge entdeckt, dass er zaubern kann, und rettet sein Dorf vor den Orks.“
- Diese Idee auf einer Seite ausformulieren. Jetzt muss man sich die Geschichte ein wenig ausmalen. Was für ein Junge ist das, in welcher Welt lebt er, wie greifen die Orks das Dorf an, wie kann er sie besiegen usw.
- Die ausformulierte Idee in vier Teile aufteilen nach dem Muster kurz-lang-lang-kurz, d.h. 4 Kapitel, 8 Kapitel, 8 Kapitel, 4 Kapitel. Das ist für ein NaNo-Projekt genug. Nachfolgend die Geschichte von dem Jungen und den Orks zur Illustration jeweils in Klammern.
Teil 1 (4 Kapitel): Der Held und das Problem werden vorgestellt. (Der Junge entdeckt und erprobt seine neuen magischen Fähigkeiten.) Teil 1 endet mit einer Situation, die unbedingt erfordert, dass der Held der Geschichte etwas unternimmt. (Der Junge erfährt, dass eine Ork-Armee auf dem Weg zu seinem Dorf ist.)
Teil 2 (8 Kapitel): Was unternimmt der Held? (Der Junge sammelt Informationen, sucht sich Helfer und überlegt Möglichkeiten, die Orks zu stoppen.) Das Ende des 2. Teils markiert die Mitte des Romans, hier muss etwas Entscheidendes passieren. (Der Junge erfährt, dass in seinem Dorf ein magisches Artefakt versteckt ist, hinter dem die Orks her sind. Ein magisches Orktöter-Schwert!)
Teil 3 (8 Kapitel): Jetzt gibt es Probleme ohne Ende. (Das Schwert wurde vor vielen Jahren zu einem Einsiedler tief im Wald gebracht. Also muss der Held dorthin, es holen. Die Orks arbeiten mit einem fiesen Verräter im Dorf zusammen und sind über alles informiert, was der Junge macht. Usw.) Teil 3 sollte mit einer Beinahe-Katastrophe für den Helden und mit einer neuen Enthüllung enden. (Orks überfallen ihn und töten ihn beinahe. Der Einsiedler mit dem Schwert entpuppt sich als mächtiger alter Magier, der sich eigentlich von der Welt zurückgezogen hat, aber noch einmal bereit ist, gegen die Orks anzutreten.)
Teil 4 (4 Kapitel): Show Down. (Gemeinsam zieht man gegen die Orks und die Verräter im Dorf. Schließlich gewinnen die Guten, Happy End!) Das Ende des 4.Teils ist auch das Ende des Romans. Es sollte einen Ausblick auf die Zukunft bieten. (Der Junge wird in den folgenden Jahren von dem alten Magier zum neuen Beschützer des Dorfs ausgebildet.) - Diese 4 Teile nun in Kapitel aufteilen, jeweils mit wenigen Worten. Dabei immer wieder neue Ideen einbringen, um die Sache abwechslungsreich zu gestalten. Alles ist erlaubt, nur Langeweile nicht!
Teil 1, Kapitel 1: Der Junge entdeckt sein magisches Talent.
Teil 1, Kapitel 2: Er erprobt sein Talent, verletzt damit jemanden und ist entsetzt darüber.
Teil 1, Kapitel 3: Ein Dorfbewohner macht sich an ihn heran (der spätere Verräter).
Teil 1, Kapitel 4: Gerüchte kommen auf, dass ein Heer der Orks naht.
Teil 2, Kapitel 1: Der Junge macht sich auf den Weg, um den König in der fernen Stadt um Hilfe zu bitten.
Teil 2, Kapitel 2: Der König lehnt ab, er ist froh, dass die Orks das Dorf angreifen und nicht seine Stadt.
usw. - Diese kurzen Kapitelinhalte jetzt ausarbeiten zu jeweils 4-6 Sätzen.
- Die ganze Geschichte durchlesen und versuchen, sie wie einen Film vor sich zu sehen. Neue Einfälle einbauen, nicht funktionierende Stellen streichen.
- Fertig!
Jetzt bloß nicht endlos daran herumdoktern, das bringt nichts. Wie schon gesagt, es ändert sich während des Schreibens so viel, dass die Hälfte der Planung zum Schluss sowieso nicht mehr passt. Das ist nervig für den Autor, aber gut für das Buch! Es macht die Handlung abwechslungsreich und weniger vorhersehbar.
Die Planung ist damit abgeschlossen, NaNoWriMo kann beginnen! Wie man ausgehend von diesem Gerüst Kapitel für Kapitel das Manuskript schreibt, schildere ich in einem weiteren Blogpost in den nächsten Tagen.